Theaterstück des Ernst-Haeckel-Gymnasiums begeisterte
Von Elisabeth Richter
Werder. Man redet aneinander vorbei und keiner merkt’s so richtig, weil sich jeder am meisten für sich selbst interessiert und stillschweigend (!) voraussetzt , dass das Gegenüber die eigene Sicht der Welt teilt. Darüber hinaus gibt es natürlich noch Menschen mit auffallenderen Verständigungsschwierigkeiten: Die Taubstummen, die Stotterer, die Maulfaulen und die Monologisierer. Um Kommunikationsschwierigkeiten aller Art ging es im Theaterstück "Im Park" von Ramon Pierson, das der Wahlpflichtkurs Darstellen/Gestalten des Ernst-Haeckel-Gymnasiums Werder jetzt noch einmal im Kunsthof Glindow aufführte. Die achtzehn Zehntklässler unter der Leitung von Silvia Marx nahmen nach ihrer ersten Aufführung im Sommer das Stück wegen des großen Erfolgs wieder auf und gaben eine sehr gut besuchte Vorstellung für Schüler verschiedener Gymnasien.
"Im Park ist eine Komödie, witzig natürlich und dabei so bitterböse dass einem – zumindest am Ende – das Lachen im Hals stecken bleibt. Sehr verschiedene Menschen die nichts miteinander zu tun haben, begegnen sich im Park. Es gibt keinen Szenenwechsel., Ort der Handlung ist und bleibt der Park mit drei Holzbänken vor einem projizierten "Parkfilm" im Hintergrund, der die längste Zeit ein stehendes Bild zeigt, ab und zu aber überraschend in Bewegung gerät: Auf der Bühne ist ein Parkarbeiter beim Abfallsammeln, ein kauziger Kerl der liebevoll mit seinem Werkzeug und herumliegenden Joghurtbechern redet; ein verwirrtes Mütterchen wird von ihrer ruppigen Tochter spazieren geführt, und ein stotterndes Mädchen läuft ihrer Mutter davon. Ein junges Pärchen wartet auf einen Drogendealer, der allerdings nie auftaucht, aber fast jeder Parkbesucher könnte es sein: Die französische Touristin oder die elegante Frau mit dem Koffer. Zwei Penner unterhalten sich ausschließlich mit "Jaja" und "Aha" und "Soso"; zwei taubstumme Mädchen "reden" über die Penner und geraten schließlich – wortlos – in heftigsten Streit. Einem Liebespaar genügen wenige Worte um sich des Glücks zu versichern: "Du?" – "Ich und du" – "Wir?!" und eine Dame in einer hippiehaften Auslegung eines 30er-Jahre-Kostüms spricht mir ihrem Fuchspelz, den sie um den Hals trägt. Es spielen sich absurde Szenen ab, in denen je zwei verschiedene Dialoge ineinander greifen und sich gegenseitig entlarven. Vollends karikiert wird jeder Dialog durch eine "Freundschaftsmaschine", die nach Einwurf einer Münze stereotype Gesprächsfertigteile von sich gibt: "Das ist interessant. Erzähl mit mehr."
Zusammengehalten werden alle diese Begegnungen durch die stumme Körpersprache einer Pantomimin, die zu begreifen versucht, was vorgeht, die zu trösten und Missverständnisse auszuräumen weiß. Dennoch wird sie am Ende umgebracht, als letztes Glied in einer Kette von missglückender Kommunikation. Und der Parkarbeiter, der so nett mit seinem Werkzeug spricht, sieht am Ende in der Leiche ein einziges Problem: Sie ist zu groß für den Müllsack. Die große Leistung der Schüler bestand darin, den Sinngehalt des Gesagten hervorzuheben: Durch sehr bewusstes Sprechen, durch das Einhalten von Pausen und durch sorgfältige Körpersprache. Stellvertretend für alle sei der Name der Pantomimin genannt, die in diesem Punkt eine Glanzleistung erbracht hat: Sarah Lindenborn. Das jugendliche Publikum ging begeistert mit.
(c) Potsdamer Neuste Nachrichen