Am 19. Februar des Jahres 2003 begab sich unser Musikkurs des Ernst – Haeckel – Gymnasiums in die Staatsoper nach Berlin, um sich Mozarts " Die Hochzeit des Figaro " anzusehen. Als wir die Vorhalle betraten, war der Raum schon sehr gefüllt. Überall standen Menschen herum, die sich über alles mögliche unterhielten. So hat man auch mitbekommen, dass nicht alle Besucher deutsch sprachen. Es waren z.B. auch Italiener und Franzosen unter ihnen.
Nachdem wir die Garderobe abgegeben hatten, läutete es schon, d.h., dass die Oper bald beginnt und sich die Zuschauer langsam auf ihre Plätze begeben sollten. Also bewegte sich die Menge langsam in Richtung Saal. Die Platzanweiserinnen hatten große Mühe, da sie von allen gefragt wurden, wo sich dieser oder jener Platz befindet. Wir hatten unsere Plätze im 2. Rang, jedoch saß unser Kurs nicht beieinander, sondern in kleinen Gruppen über den ganzen Rang verteilt. Dies war wahrscheinlich vom Kartenverkauf her so geplant, damit es zu keinen unnötigen Störungen kommt (gegenseitige Ablenkung). Aber von der Sicht her lagen unsere Plätze gut, wir konnten alles überblicken.
Das Orchester war bereits da und spielte sich warm. Die Dirigentin trat an ihr Pult und plötzlich wurde es stiller im Zuschauerraum. Als der Saal sich langsam verdunkelte, fingen plötzlich alle an zu klatschen, und die Dirigentin begann mit dem Orchester die Ouvertüre. Es war faszinierend, ihr zuzusehen, jedoch sah es auch ein wenig merkwürdig aus, wie sie mit ihren Armen fuchtelte. Der Klang des Orchesters war wirklich gut, es gab keine akustischen Probleme. Jetzt begann endlich die Oper und der Vorhang ging auf. Im ersten Akt war meiner Meinung nach das Bühnenbild sehr spärlich, man hätte sich da vielleicht ein wenig mehr Mühe geben können. Am besten hat mir die Kulisse vom dritten Akt gefallen, denn sie vermittelte eine wirkliche Tiefe, sodass man denken konnte, mittendrin zu sein. Diese Tiefe wurde außerdem von den Scheinwerfern noch unterstrichen, dadurch sah es noch besser aus. Die Stimmen der Sänger, der Klang ihrer Töne war sauber und klar. Man konnte gut zuhören, auch wenn man nicht verstanden hat, was sie auf italienisch gesungen haben. Doch des Verständnisses wegen gab es ja noch Übertitel, die, wie der Name schon sagt, als deutsche Übersetzung über der Bühne angestrahlt wurden. Außerdem hatten wir vor unserem Opernbesuch einen Workshop zu dieser Oper mitgemacht, wobei uns der Inhalt schon näher gebracht wurde und man sich dadurch besser auf das Zuschauen und die Musik konzentrieren konnte. So ein Workshop ist zu empfehlen, da er außerdem auch sehr viel Spaß gemacht hat.
Wie ich oben schon erwähnte, war die Stimmqualität sehr gut. Dies hatte jedoch zur Folge, dass die schauspielerische Leistung darunter litt. Das sollte man den Sängern nicht übel nehmen, da es sich in einer Oper ja hauptsächlich um den Gesang dreht. Vom Gesamteindruck waren, meiner Ansicht nach, Figaro, Susanna und die Gräfin am besten. Cherubino hat seine Sache gut gemacht, aber die Besetzung dieser Rolle mit einer Frau brachte den Konflikt der Gefühle nicht deutlich hervor. Der Graf wurde eigentlich auch ganz gut gespielt, lediglich seine Kostüme haben mir nicht so zugesagt, denn für einen Grafen habe ich mir eine prunkvollere Ausstattung vorgestellt. Aufgrund seiner Kleidung wäre ich niemals darauf gekommen zu vermuten, dass diese Person ein Graf sei. Außerdem hätte er durch sein Verhalten auch genauso gut jeder andere übermütige Lüstling sein können. Am wenigsten hat mir Basilio gefallen. Durch den Workshop hatte ich den Eindruck bekommen, dass er ein neugieriger, tratschender, aber auch freundlicher Musiklehrer wäre, der seinem Lord dient und immer auf dem neusten Stand der Gerüchte ist. Es zeigte sich jedoch vollkommen anders. In der Oper war er ein schleimiger, aufdringlicher, arroganter und keinesfalls freundlicher Diener des Grafen.
Alles in allem war dieser Opernbesuch doch etwas Besonderes und man konnte einiges lernen. Einmal der Allgemeinbildung wegen und auch, dass Schlaf etwas sehr wichtiges ist und man, vor einem Opernbesuch am späten Abend, genug davon gehabt haben sollte.
Christian Nachtigal